Tag der Antike bzw. Tag der altsprachlichen Gymnasien

Gespannt verfolgen Bente* und Naz*, wie sich das flüssige Wachs in dem Rahmen der Wachstafeln ausbreitet, die sie gerade gebastelt haben. Honiggelb schmiegt es sich an das helle Holz und erkaltet schnell zu einer festen Masse, in die schon die alten Römer ihre Nachrichten hineingeritzt und dann einem Freund oder Händler zugestellt haben. Über 2000 Jahre später nehmen die beiden Mädchen glücklich das Ergebnis ihrer Arbeit in Empfang und mit nach Hause. „Ich ritze mir gleich eine Erinnerung an den Tag heute hinein“, freut sich Naz*. Dringende Nachrichten schreibt sie heute natürlich lieber mit ihrem Handy.

„Wachstafeln – antikes Messaging“, so lautete der Titel des Workshops, in dem sich Schülerinnen und Schüler der Domschule am 22. November trafen und sich eine Stunde lang diesem Aspekt antiken Lebens widmeten – klassen- und jahrgangsübergreifend und nach freier Wahl. Ein Workshop unter vielen, und nicht nur die Domschule war gekommen: Fünf Gymnasien gibt es in Schleswig-Holstein, die Latein als erste Fremdsprache ab Klasse 5 anbieten1Das Katharineum zu Lübeck, die Kieler Gelehrtenschule, das Alte Gymnasium Flensburg, die Hermann-Tast-Schule Husum und die Domschule Schleswig. Schon vor zwei Jahren hatten sie sich, damals am Katharineum zu Lübeck, zu einem großen Projekttag getroffen, der die alten Sprachen und ihre Bedeutung für die heutige Zeit feierte. Nun trafen sie also zum zweiten „Tag der altsprachlichen Gymnasien“ oder, wie er an der Domschule intern hieß, zum „Tag der Antike“ zusammen. Die Eckdaten lesen sich ambitioniert:

  • Über 50 Workshops, davon drei an anderen Orten in Schleswig, über 1000 Teilnehmende, über 200 Gäste aus den anderen Schulen.
  • Zwei bis drei frei wählbare Workshops für alle, in denen Schülerinnen und Schüler von der 5. bis zur 13. Klasse, in unterschiedlichen Konstellationen gemeinsam antike Themen erkundeten.

Die äußeren Umstände waren alles andere als günstig: Es schien beinahe, als ob Jupiter und Thor, die beiden göttlichen Herrscher über das Wetter im Süden und Norden, sich in einem Wettstreit miteinander befänden: Minusgrade und Schneetreiben erschwerten die Anreise, das Feuermachen und das Kochen im Innenhof und machten die Rückreise für einige später zu einer wahren Odyssee. Germanien zeigte sich von seiner härtesten Seite. Aber: Alle kamen erst einmal an und wurden von Nils Hilscher herzlich in der Aula begrüßt, der Domschulchor sang ein für diesen Anlass geschriebenes Lied mit englischem, lateinischem und altgriechischem Text und in den folgenden Stunden breitete sich eine zauberhaft gelassene und fröhliche Stimmung in der Schule aus.

Gut versorgt vom Catering der Oberstufe und mit Pizza in der Mittagspause fand zwar nicht jede und jeder immer den richtigen Treffpunkt oder Raum für den Workshop, aber stets Hilfe und Unterstützung. Und so wurde dieser Tag zu einem schönen Erfolg: Für die Gäste der teilnehmenden Schulen, für die Domschule und nicht zuletzt für die alten Sprachen.

Dass das gelingen konnte, ist sicher der Leidenschaft und dem Engagement der Anbietenden, ebenso aber der Neugier, der Offenheit und dem Interesse aller Beteiligten zu verdanken, egal, ob sie einen Workshop leiteten oder wahrnahmen.

Dafür allen ein ganz herzliches Dankeschön!

Und zum Schluss zur Beruhigung: Alle sind trotz der schlecht geräumten Straßen und teils furchteinflößenden Witterung irgendwann zu Hause wieder angekommen. Immerhin konnten sie ihre Familien per Messenger über die Lage informieren – und mussten keine Wachstafel schicken.

* Namen redaktionell geändert

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