Altsprachlicher Zweig
Die Domschule Schleswig ist eine von fünf Schulen in Schleswig-Holstein, an der es möglich ist, als erste Fremdsprache Latein zu wählen. Latein spielte als Sprache des römischen Reiches, der christlichen Kirche und der Wissenschaft bis weit in die Neuzeit eine prägende Rolle für Europa.
Wenn Sie überlegen, ob Latein etwas für Ihr Kind ist, finden Sie hier Anregungen und Informationen. Gerne beraten wir Sie auch per Mail (Hr. Fengler)!
Tradition
Die erste Erwähnung der Domschule stammt aus dem Jahre 1307, wahrscheinlich ist die Domschule aber noch älter, vielleicht so alt wie der Schleswiger Dom, denn an einer Domschule wurde im Mittelalter der Priesternachwuchs ausgebildet; Priester aber mussten Latein lesen und schreiben können. Aus dieser Tradition heraus hat sich die Domschule auch in der Gegenwart ihren altsprachlichen Zweig1Die Domschule ist eines von nur 5 Gymnasien in Schleswig-Holstein, an denen Latein als erste Fremdsprache unterrichtet wird. Die anderen altsprachlichen Gymnasien sind: Katharineum (Lübeck), Kieler Gelehrtenschule, Hermann-Tast-Schule (Husum) und Altes Gymnasium (Flensburg) erhalten.
…und Zukunftsorientierung
Anders als die modernen Fremdsprachen Englisch und Französisch ist der Lateinunterricht nicht darauf ausgelegt, sich in Latein unterhalten zu können. Einen Hotdog wird man auch nach mehreren Jahren Lateinunterricht nicht bestellen können.2„Da mihi, quaeso, farcimen calefactum cum pane!“ – „Bitte einen Hotdog!“
Das Kernziel des Lateinunterrichts ist es stattdessen, lateinische Texte übersetzen zu können und mit ihnen in eine persönliche Auseinandersetzung zu treten.
Die Fähigkeiten, die man dabei erwirbt – genaues, beharrliches Analysieren von Texten, bewusster Umgang mit Sprache, strukturiertes Denken – sind aber Fähigkeiten, die man unabhängig von aktuellen Erfordernissen braucht, um sich in einer schnell wandelnden Gesellschaft zurecht finden zu können.
Latein ist Bildung3„Gebildet sind diejenigen, welche die täglichen Herausforderungen meistern, in jeder Situation ‚in die beste Lösung‘ fallen, die Unannehmlichkeiten und Beleidigungen durch andere leicht hinnehmen, mit ihren Mitmenschen angenehmen Umgang pflegen, ihrer Überzeugung treu bleiben, im Erfolg nicht überheblich werden und sich mehr darüber freuen, was sie ihrer eigenen Leistung und nicht nur dem Zufall verdanken.” (Isokrates, Panathenaikos 30-35) ohne Verfallsdatum.
Weitere Informationen
Altgriechisch als 3. Fremdsprache ab Klasse 9
Noch eine zweite „alte“ Sprache? – Das könnte man sich angesichts des Altgriechisch-Angebots an der Domschule fragen. Aber Altgriechisch ist nicht einfach das Gleiche mit anderen Buchstaben.
Auf Altgriechisch dachten und schrieben Dichter wie Homer und Sophokles, Philosophen wie Platon und Aristoteles, Historiker wie Herodot und Thukydides oder auch die Autoren des Neuen Testaments. Alle diese Schriften haben nicht nur die Römer schon fasziniert, sondern auch die Generationen nach ihnen. Von den Griechen haben wir so interessante Ideen wie Demokratie oder Theater und wichtige Grundlagen in Fächern wie Mathematik und Philosophie.
Darüber hinaus waren die Griechen großartige Geschichtenerzähler, die unsterbliche Mythen über den Kampf vor Troja, den gerissenen Odysseus und seine Heimreise oder den unglücklichen Ödipus erzählt haben und auch damit wiederum über so viele Jahrhunderte Schriftsteller/innen und Leser/innen bis heute begeistert haben (z.B. Rick Riordan und seine mehrfach verfilmte Buchreihe über Percy Jackson).
Wenn man sich für Altgriechisch als 3. Fremdsprache entscheidet, trifft man diese Wahl zunächst für die Jahrgänge 9 und 10. Danach kann man erneut entscheiden, ob man Griechisch weiter belegen möchte. Nach insgesamt vier Jahren erfolgreichem Griechischunterricht erhält man ein an jeder deutschen Universität anerkanntes Graecum. Manche Fächer (z.B. Theologie, Archäologie, Alte Geschichte) setzen dieses voraus, für manche (z.B. Literaturwissenschaften, Philosophie) ist sehr hilfreich.
Altgriechisch ist zwar ein seltenes Fach, nur vier Schulen in Schleswig-Holstein bieten es an. Es ist aber für jede und jeden etwas dabei, ob man nun Geschichten liebt, gern den Sachen auf den Grund geht (wie der Frage: „Was ist eigentlich der Mensch?“) oder weiß, dass scheinbar Vergangenes immer auch bis in die Gegenwart und Zukunft wirkt.
Für den nächsten Griechenlandurlaub kann man dann zwar schon immerhin alle Schilder lesen, auch wenn Neugriechisch noch eine eigenständige Sprache ist. Aber man wird so vielem begegnen, was man so viel tiefer verstehen kann. Dies gilt übrigens auch für den Alltag vor Ort: Oder wer hätte gedacht, dass hinter Kino, Auto und Telephon altgriechische Wörter*
kinema: Bewegung (denn im Kino gibt’s bewegte Bilder); autos: selbst (selbstfahrend, weil es ohne Pferde auskommt); telos: fern, phone: Stimme (also, wie es auch mal hieß: ein Fernsprecher) stecken?